Modellierte Szenerien
Präsenzproduktion in den digitalen Modellwelten der Angsttherapie
In der Angsttherapie wird die Technik der Virtuellen Realität seit Mitte der 1990er Jahre vielfältig eingesetzt. Phobiker sollen die Szenerien dieser Modellwelten nicht als Film, nicht als Bild, nicht als Computerspiel ansehen. Hingegen soll sich der Eindruck einstellen, als würden sie den gezeigten Ort tatsächlich besuchen bzw. sich in einer entsprechenden Situation wähnen. Es ist das Konzept der 'Präsenz', das den Unterschied zu anderen Bildformen markiert. Da in der Forschung zur computergestützten Phobientherapie 'Präsenz' eine der prominentesten und ausgearbeitetsten Kategorien ist, konkurrieren erwartungsgemäß etliche Definitionsansätze. Man ist sich lediglich darin einig, dass Präsenz die Voraussetzung für einen Heilungserfolg darstellt. Es ist aber unklar, wie der Eindruck der Präsenz in einem ersten Schritt mit der Evokation von Gefühlen und in einem zweiten Schritt mit der Wirksamkeit der Therapieform zusammenhängt. Als Fazit zu den entsprechenden durchgeführten Experimenten liest man häufig, dass man durch die 'in virtuo'-Technik oft vergleichbare Ergebnisse erzielt wie durch die traditionelle 'in vivo'-Technik. (Nur) dies aus den Experimenten zu schließen bedeutet jedoch, die Spezifik der sinnlichen Gestaltung außer Acht zu lassen und allzu leicht aus dem Blick zu verlieren, dass die jeweilige singuläre Komposition – nicht erst die allgemeine Ebene der VR-Technologie – ausschlaggebend ist. Für die Bilderfrage spannend erweisen sich jene Gestaltungsansätze, die jenseits eines Naturalismus den Anforderungen einer Emotionsevokation und eines Handlungsangebots zu genügen trachten.
Parametrisierung und Versioning. Flexible Entwurfsstrategien in der Architektur
Jüngst räumen verschiedene Positionen der Architektur(theorie)avantgarde der Bildlichkeit im Entwurfs- und Modellierungsprozess bei gleicher Zielrichtung unterschiedlichste Stellenwerte ein. Paradigmatisch kommen die Divergenzen in folgenden exemplarisch gewählten, konträren Positionen zum Ausdruck: Das Architekturbüro Coop Himmelb(l)au plädiert für eine Verflüssigung der Architektur, was voraussetze, dass "die Begriffe Zentrum, Achse und Raumabfolge [...] durch Tangenten, Vektoren und Bildabfolge ersetzt werden müssen" (2000). Die 'Bildabfolge' steht hier für eine Flexibilisierung. Hingegen ist beispielsweise I. Rocker der Meinung, dass eine Konzeptualisierung der Modellierung allein auf Basis einer Bildtheorie zu starr sei, denn: "it is less digital imaging techniques than the calculability of design processes which comes to the fore" (2007). Softwarepakte eröffnen neue Wege in der Modellbildung, bildliche Darstellungen seien hingegen lediglich Visualisierungen ('renderings') von ausgewählten Versionen des errechneten Datensets. Auch M. Hensel und A. Menges weisen – entgegen weitläufiger Meinungen – auf einen Bedeutungsverlust von Bildern hin, sobald Simulationskalkulationen es erlauben, Materialeigenschaften im Computermodell rechnerisch einzubinden. Dies habe zur Folge, dass die Dominanz des visuell Erfass- und Darstellbaren als Hauptentwurfsgegenstand grundsätzlich hinterfragt wird. Aber auch in dieser Debatte, die sinnvollerweise zwischen Modellhaftigkeit und Bildlichkeit differenziert, zeichnet sich indirekt ab, dass dynamische Modelle ohne Versinnlichung nutzbringend nicht zu denken sind. Welche Bedeutung hat die Bildlichkeit von Modellen in Bezug auf den Erkenntnisgewinn in diesem Kontext?
In der Angsttherapie wird die Technik der Virtuellen Realität seit Mitte der 1990er Jahre vielfältig eingesetzt. Phobiker sollen die Szenerien dieser Modellwelten nicht als Film, nicht als Bild, nicht als Computerspiel ansehen. Hingegen soll sich der Eindruck einstellen, als würden sie den gezeigten Ort tatsächlich besuchen bzw. sich in einer entsprechenden Situation wähnen. Es ist das Konzept der 'Präsenz', das den Unterschied zu anderen Bildformen markiert. Da in der Forschung zur computergestützten Phobientherapie 'Präsenz' eine der prominentesten und ausgearbeitetsten Kategorien ist, konkurrieren erwartungsgemäß etliche Definitionsansätze. Man ist sich lediglich darin einig, dass Präsenz die Voraussetzung für einen Heilungserfolg darstellt. Es ist aber unklar, wie der Eindruck der Präsenz in einem ersten Schritt mit der Evokation von Gefühlen und in einem zweiten Schritt mit der Wirksamkeit der Therapieform zusammenhängt. Als Fazit zu den entsprechenden durchgeführten Experimenten liest man häufig, dass man durch die 'in virtuo'-Technik oft vergleichbare Ergebnisse erzielt wie durch die traditionelle 'in vivo'-Technik. (Nur) dies aus den Experimenten zu schließen bedeutet jedoch, die Spezifik der sinnlichen Gestaltung außer Acht zu lassen und allzu leicht aus dem Blick zu verlieren, dass die jeweilige singuläre Komposition – nicht erst die allgemeine Ebene der VR-Technologie – ausschlaggebend ist. Für die Bilderfrage spannend erweisen sich jene Gestaltungsansätze, die jenseits eines Naturalismus den Anforderungen einer Emotionsevokation und eines Handlungsangebots zu genügen trachten.
Parametrisierung und Versioning. Flexible Entwurfsstrategien in der Architektur
Jüngst räumen verschiedene Positionen der Architektur(theorie)avantgarde der Bildlichkeit im Entwurfs- und Modellierungsprozess bei gleicher Zielrichtung unterschiedlichste Stellenwerte ein. Paradigmatisch kommen die Divergenzen in folgenden exemplarisch gewählten, konträren Positionen zum Ausdruck: Das Architekturbüro Coop Himmelb(l)au plädiert für eine Verflüssigung der Architektur, was voraussetze, dass "die Begriffe Zentrum, Achse und Raumabfolge [...] durch Tangenten, Vektoren und Bildabfolge ersetzt werden müssen" (2000). Die 'Bildabfolge' steht hier für eine Flexibilisierung. Hingegen ist beispielsweise I. Rocker der Meinung, dass eine Konzeptualisierung der Modellierung allein auf Basis einer Bildtheorie zu starr sei, denn: "it is less digital imaging techniques than the calculability of design processes which comes to the fore" (2007). Softwarepakte eröffnen neue Wege in der Modellbildung, bildliche Darstellungen seien hingegen lediglich Visualisierungen ('renderings') von ausgewählten Versionen des errechneten Datensets. Auch M. Hensel und A. Menges weisen – entgegen weitläufiger Meinungen – auf einen Bedeutungsverlust von Bildern hin, sobald Simulationskalkulationen es erlauben, Materialeigenschaften im Computermodell rechnerisch einzubinden. Dies habe zur Folge, dass die Dominanz des visuell Erfass- und Darstellbaren als Hauptentwurfsgegenstand grundsätzlich hinterfragt wird. Aber auch in dieser Debatte, die sinnvollerweise zwischen Modellhaftigkeit und Bildlichkeit differenziert, zeichnet sich indirekt ab, dass dynamische Modelle ohne Versinnlichung nutzbringend nicht zu denken sind. Welche Bedeutung hat die Bildlichkeit von Modellen in Bezug auf den Erkenntnisgewinn in diesem Kontext?